Laufen in Düsseldorf - Tour 3: Die Düssel-Runde
 
Länge  Rundkurs am Unterlauf der Düssel =  27 km
mit Abkürzungsvariante vom Rhein zum Schloss Jägerhof und zurück = 3 km
Start / Ziel Stadterhebungsmonument an der nördlichen Düsselmündung, Burgplatz 
Profil  Spazierwege und ruhige Nebenstraßen entlang der Düssel 
auch als Fahrradtour hervorragend geeignet
GPS-Tracking Die Drei-Spaltigkeits-Tour:  www.gps-tour.info
Beschreibung Fahrt entlang der nördlichen Düssel entgegen der Fließrichtung, Erklärung auch des unterirdischen Verlaufs, über das Spaltwerk Kittelbach in der Heinrichstraße bis zum Spaltwerk nördliche/südliche Düssel am Höherhof; von dort entlang der  südlichen Düssel in  Fließrichtung, über das Spaltwerk Brücker Bach, durch das Gelände der ehemaligen Bundesgartenschau bis zu den Mündungen der beiden  Düsselarme in Höhe Schulstraße und Burgplatz.

Die Strecke beträgt etwa 27 km. Wir erforschen "en passant" Bemerkenswertes und Kurioses aus Geschichte, Natur, Kunst und Kultur.
Copyright Urheber und Organisator der geführten Düssel-Tour ist die geschichtswerkstatt-duesseldorf.de im Angebot der Volkshochschule Düsseldorf.

Neben öffentlichen VHS-Rundfahrten können diese Veranstaltungen von Vereinen und Gruppen auch individuell gebucht werden. Vormerkungen bitte an die Geschichtswerkstatt c/o Bruno Reble.

Der Lauf der Düssel: Anklicken zum Vergrößern
Quelle: Die Düssel, (lat. dusilla), Seite 10,  Rheinland-Verlag 1988
(anklicken zum vergrößern)

"Namenspatronin und Lebensader unserer Stadt - Fischfang und Mühlen waren frühe Erwerbsquellen - Düsselwasser in den Festungsgräben schützte die mittelalterliche Residenz - Die Parkanlagen am Düssellauf sind die Oasen der modernen Stadt."



Bildhauer Bert Gerresheim, Gestalter des Stadterhebungsmonuments, errichtet 1988 zur 700-Jahrfeier der Stadterhebung Düsseldorfs


Wir beginnen unsere Tour an der Mündung der nördlichen Düssel, Burgplatz, Schlossturm, Josef-Wimmer-Gasse.

An der Mühlenstraße, links die bombastische Monumentalfassade des früheren Amstgerichts, ein Paradebeispiel preußischer Einschüchterungsarchitektur und von wilhelminischem Größenwahn.

Rechts die Kunsthalle, ein klobiger Bau aus den sechziger Jahren, mit dem außen hervorstehendem "Ofenrohr". Damit wollte der Kunstprofessor Joseph Beuys  einstmals frischen Wind in den etablierten Kunstbetrieb bringen. Nicht alle Kunstwerke von  Beuys haben die Wirren der Zeit überdauert. Die berühmte Fettecke in der Kunstakademie (Hofgartenrampe) wurde z.B. von einer energischen Putzfrau durch Aufwischen vernichtet.

Die Düsseldorfer schmunzelten, als sie es vernahmen. Weniger zum Lachen war dann allerdings der jahrelange Rechtsstreit, den ein Beuys-Schüler gegen das Land Nordrhein-Westfalen führte. Mit dem Argument, der große Meister hätte ihm das "Werk" zu Lebzeiten geschenkt, gelang es dem cleveren Prozess-Hansel schließlich 40.000 Mark Schadensersatz zu ergattern.

Das grüne Herz der Altstadt: der Hofgarten

Skizze: Rund um den HofgartenWir überqueren die Heinrich-Heine- Allee und treten in den Hofgarten ein. Entgegen dem Uhrzeigersinn umrunden wir den großen Teich (die Landskrone). Am Südende des Hofgartens werfen wir einen Blick auf die KÖ: "Bon chic, bon genre".

Durch die Jägerhof-Passage tauchen wir in den östlichen Teil  des Hofgartens ein. Über uns dröhnt der Verkehr, der von Norden  kommend über die Kaiserstraße ins Zentrum einfließt. Im November 1811 war es der Imperator Napoleon, der an dieser Stelle in die Stadt einrückte, um Soldaten für seinen Russlandfeldzug  zu rekrutieren. Angeblich soll hier der berühmte Ausspruch gefallen sein:

"Düsseldorf,
le petit Paris!"

Doch in Wirklichkeit handelt es sich um eine Legende, denn das Zitat stammt aus einem Brief, den ein Staatssekretär Napoleons geschrieben hat und gemeint waren Chaos und Schlamperei ... wie in Paris. Doch die Düsseldorfer beherrschten schon damals die Kunst der schönen Worte und haben sich die Geschichte halt in ihrem Sinne zurechtgebogen. Heute würde man Marketing dazu sagen.

Wir folgen dem Lauf der Düssel und erreichen die Jacobistraße, die für uns die Ostgrenze bildet. Auf der anderen Seite dieser Verkehrsachse gäbe es  zwar noch eine Fortsetzung in Grün. Dieser Park ist jedoch in Privatbesitz, mit viel Metall eingezäunt und steht nur den Besuchern des Malkastens  zu streng reglementierten Zeiten zur Verfügung.

Beim Schloss Jägerhof angekommen, müssen wir uns entscheiden:

  • für die kleine Hofgarten-Runde: zurück Richtung Rhein über die Reitallee, die sich wie mit dem Lineal gezogen, streng geometrisch im französischen Stil präsentiert ...
  • oder für die große Düssel-Runde: d.h. gen Norden. Richtung Prinz-Georg-Straße

Am Streckenrand (Rund um den Hofgarten)

Hofgarten: 1769 als erster deutscher Volksgarten errichtet "zur Lust der Einwohnerschaft", ab 1812 unter der Regie von Maximilian Weyhe umgestaltet und erweitert.

Hofgärtnerhaus: Jägerhofstr.1. Hier befand sich früher der Haupteingang. Dabei war es der Familie des Hofgärtners  erlaubt, "Refraichments" zu reichen. Diese Erfrischungen scheinen jedoch  ziemlich viel Alkohol enthalten zu haben, denn nach vierjährigem Aufenthalt  in der Dienstwohnung des Hofgärtnerhauses zog Weyhe im Jahre 1808 in  die Jacobistr.12 um, weil ihn der Lärm der Gastronomie im Untergeschoss  des Hauses störte. Heute ist in dem Gebäude das Theatermuseum untergebracht mit interessanten Relikten aus vier Jahrhunderten Düsseldorfer Theatergeschichte.

Königsallee: Düsseldorfs Prachtboulevard, chic und teuer; ist 5mal im Jahr für Autos gesperrt: beim Karneval, beim Bücherbummel, beim Radrennen, beim Kö-Fest und beim internationalen Kö-Lauf Anfang September.

Ananasberg: Hügel im Südzipfel des Hofgartens. Früher stand hier ein Café mit einem Dachornament in Form einer Ananas.

Schloss Jägerhof: Jacobistr.2. Ehemalige Amtswohnung des bergischen Oberjägermeisters, beherbergt heute das Goethe-Museum.
 
Englische Gärten ... was verbirgt sich dahinter ?

Die künstlerische Gestaltung von Gärten und Parks wird in der Barockzeit vor allem durch französische Einflüsse geprägt. Die exakt geometrische Ausrichtung der Anlagen soll symbolisch die Unterwerfung der Natur durch den mit absoluter Macht regierenden Herrscher aufzeigen.

Mitte des 18. Jahrhunderts setzt von England kommend eine starke Gegenbewegung ein. Danach soll die Natur nicht mehr zurechtgestutzt und unterjocht, sondern in einem natürlichen Zustand belassen und ästhetisch verfeinert werden. Zu den Stilmitteln gehören wellenförmige Geländeverläufe, ein bizarres System von Wasserläufen und ein verschlungenes Wegenetz, das eine große Ausdehnung vorgaukeln soll.

In Düsseldorf ist die Errichtung Englischer Gärten eng mit dem Wirken von Maximilian Weyhe verbunden. Im Jahre 1803 tritt er sein Amt als "Königlicher Hofgärtner" an. Er gestaltet u.a. die Parks der Schlösser Heltorf, Kalkum und Mickeln, wird aber vor allem durch die kunstvolle Erweiterung und Neuanlage des Hofgartens berühmt.

Vom Schloss Jägerhof bewegen wir uns 2 Kilometer Richtung Norden über die Prinz-Georg-Str/ Eulerstraße. Bevor es bei der Dreifaltigkeitskirche rechts abgeht in die Jülicher Straße, werfen noch einen Blick auf das jüngste Werk der Düssel-Renaturierung an der Annastr. Hier befand sich früher eine Färberei, deren Giftrückstände im Untergrund erst mühsam beseitigt werden mussten, bevor die Düssel aus ihrem unterirdischen Tunnelsystem befreit und das Tageslicht erblicken durfte.

Weiter Bülowstr./Yorkstraße. Hier befindet sich - ungefähr an der Stelle, wo die Düssel die Bahnlinie unterquert - der nördliche Wendepunkt. Wir überqueren die Bahnlinie via Münsterstraße. Dann rechts ab Buscherstr / noch mal rechts in die Lacombletstr / Mulvanystraße zur Buscher Mühle, die 1316 erbaut wurde.

Eine Ampel hilft uns über die Grunerstraße und führt uns rechts über Kühlwetterstraße zur Brehmstraße. Das alte Eisstadion wird links umfahren. Früher skandierten an dieser Stelle die DEG-Fans beim Spiel gegen Rosenheim am liebsten das Lied: "Zieht den Bayern die Lederhosen aus ... !"

Wir schlängeln uns durch den Zoopark, der selbst zu Zeiten, als sich hier ein Zoo befand, mehr durch gärtnerische Gestaltung glänzte als durch seinen Tierbestand. Im zweiten Weltkrieg ausgebombt, wurde der Zoo an dieser Stelle nicht wiederaufgebaut, sondern als Aquazoo im Nordpark neu gegründet.

Die Mathildenstraße überquerend stoßen wir via Hallbergstraße auf das Spaltwerk Heinrichstraße. Hier wird der Kittelbach von der nördlichen Düssel abgespalten. Wir folgen der Heinrichstr. und überqueren die Graf-Recke-Straße. 

An der Otto-Petersen-Straße ist die Düssel erneut naturiert und gut zu passieren. Wir überqueren die Grafenberger Allee und biegen in die Altenbergstraße ein. Jetzt geht es 2 Kilometer immer geradeaus, vorbei am Ostpark, den Flusslauf mal zur rechten, mal zur linken, bis wir auf die Dreherstraße treffen. Falls es uns gelingt diese gefährliche Verkehrsader lebend zu überqueren,  müssen wir anschließend eine rechte Umgehungsschleife einplanen, weil die Düssel geradeaus unter der Gerresheimer Glashütte hindurchgeführt wird. Die Umgehung lautet: Bertastr. bis Eisenbahnlinie, dann am Zamenhofweg der Bahn folgen, beim nächsten Tunnel die Bahndammseite wechseln, um schließlich beim Spaltwerk Höherhofstraße die Düssel wieder zu treffen, die hier in einen nördlichen und südlichen Arm aufgeteilt wird.

Halbzeitpause: Wer ernsthafte Konditionsmängel verspürt, kann an der S-Bahn-Stadion D-Gerresheim eine Abkürzung vornehmen: mit der Linie S8 oder S28 bis D-Völklinger Straße und von dort noch 2 Kilometer bis zum Start/Ziel am Schlossturm.

Wer sich fit genug fühlt, folgt der Düssel Richtung Süden bis Kamper Weg. Hier ist wieder ein kleines Umgehungsmanöver fällig: Über Kamper Weg, Eller Kirchstraße die Eisenbahnlinie per Fußgänger-Wendelbrücke überqueren, dann links in die Krippstraße. Bei der Renaturierung Eller Park treffen wir auf die Vennhauser Allee. Unübersehbar das Fassaden Kunstwerk "Marlene Spiderman", der Düsseldorfer Wandmalgruppe; Foto s. fotocommunity.de

Wir überqueren die Vennhauser Allee, schlagen in der Von-Krüger-Straße einen 90-Grad-Bogen, treffen auf  die Schlossallee und rücken vor bis zum Eller Schloss, wo heute die Düsseldorfer Modeschule untergebracht ist.

Durch ein großes schmiedeeisernes Eingangstor betreten wir den Innenbereich von Schloss Eller. Der bewohnte Schlosshof mit seinen romantischen Fachwerkkonstruktionen und den schönen Arkaden lädt zum Verweilen ein. Wir verlassen diesen Ort der Harmonie durch einen großen Torbogen an der Westseite und passieren einen uralten Bauernhof, der von Feldern und Wiesen umgeben ist. Wie auf Wolke Sieben schweben wir durch diese ländliche Idylle.

Vor uns taucht jetzt ein Eisenbahndamm auf und ein Tunnel, den wir passieren, geradeaus bis  Kissinger Straße, dort rechts einbiegen. An der Ludwigstraße treffen wir wieder auf die Düssel und folgen ihr bis zum Eller Friedhof. Hier bekommt die Düssel Verstärkung durch den Eselsbach. Am Ende vom Friedhof verschluckt ein Tunnel die Autos und wir können lärmfrei auf dem begrünten Tunneldeckel bis Werstener Kreuz vorrücken.

Achtung: die Straßenbezeichnung "Am Spaltwerk" (an der Nordseite des Tunnelausgangs) ist irreführend, denn das dort angebrachte schleusenähnliche Gebilde hat nur Museumscharakter. Es will sagen: Früher befand sich an dieser Stelle ein Spaltwerk. Während des Tunnelbaus wurde es dann auf die Südseite der Autobahn (Richtung Wersten) verlagert.

Nach dem Überqueren der Kölner Landstraße treten wir in das Gelände des Südparks ein, wo zur Bundesgartenschau Ende der achtziger Jahre die Düssel renaturiert wurde.
Einzelheiten siehe Tour 4: Der Südpark.

An der Uhrendeponie ZEITFELD verlassen wir den Südpark und überqueren Auf'm Hennekamp die B8. Auf der anderen Straßenseite ein weiteres Kunstwerk: die Entlüftungsrohre der Stadtkanalisation als buntes Nessie-Monster. Über Feuerbach- und Karolingerstraße geht es in weitem Bogen bis zur Bahnlinie an der Bachstraße.

Die Düssel taucht ab in den Untergrund von Unterbilk und wir orientieren uns nach links an der Kirche Alt St.Martin, an der Ecke Bach-/ Martinstraße. Es handelt sich hierbei um das älteste Gebäude im Stadtgebiet von Düsseldorf, errichtet am Anfang des elften Jahrhunderts. Zu dieser Zeit gab es noch kein Dorf an der Düssel, bzw. die paar ärmlichen Fischerhütten an der Düsselmündung waren es noch nicht wert, urkundlich erwähnt zu werden.

Vor der Kirche Alt St.Martin das alte Fernrohr aus der Düsseldorfer Sternwarte, Martinstr.1, die im zweiten Weltkrieg in Schutt und Asche fiel. Auch die Kirche wäre im 19. Jahrhundert fast abgerissen worden, wenn nicht der Kirchturm von den Sternforschern dringend als Visierpunkt benötigt worden wäre.

Der Martinstraße folgend passieren wir an der Bilker Allee die (neue) St.Martin-Kirche und nehmen über Lorettostraße gradlinig Kurs auf die Altstadt. An der Haroldstraße stoßen wir wieder auf die Düssel, die hier zwei Teiche mit Wasser versorgt:

  • rechts den Schwanenspiegel mit Blick auf den alten Landtag, frisch restauriert mit imposanter Glaskuppel und
  • links Spee's Graben mit dem Stadtmuseum

Über die Poststraße steuern wir auf die Maxkirchezu. Seit Mitte des 17ten Jahrhunderts befand sich an dieser Stelle ein Franziskaner-Kloster, das 1804 säkularisiert wurde. Zur Ehre des damaligen Landesherren Maximilian Josef, Kurfürst von Bayern, wurde die Kirche dem heiligen Maximilian und dem heiligen Josef gewidmet, kurz Maxkirche genannt. Dies war eine der letzten Amtshandlungen von Maximilian Josef aus München. Danach wurden die rheinischen Besitzungen kurzerhand an Napoleon verschachert, um im Gegenzug vom Franzosenkaiser zum  König von Bayern ernannt zu werden. Um dem Coup die Krone aufzusetzen, wurden zuvor noch schnell bei "Nacht und Nebel" die weltberühmten Kunstwerke der Düsseldorfer Gemäldesammlung nach München verschleppt und können heute in der Alten Pinakothek bewundert werden.

Die Klostergebäude wurden in den Folgejahren als Volksschule und Lyzeum genutzt. Heinrich Heine besuchte beide und wurde an dieser Stelle des Öfteren wegen seines frechen Mundwerks "dunkelblau" geprügelt.

Über die Schulstraße biegen wir  links ab zum Rhein. Etwa in Höhe der Pegeluhr stoßen wir auf die Mündung der südlichen Düssel. 300 m nördlich ist die Mündung der nördlichen Düssel, wo unsere Tour angefangen hat.