Derartige Veranstaltungen führen über ausgeschilderte Strecken durch landschaftlich reizvolle Gebiete und je nach persönlicher Kondition kann man sich die passende Route heraussuchen: z.B. mehr als 40, 70, 110 oder 150 km. Dafür gibt's dann Punkte und Nase vorn in der Vereinswertung haben am Saisonende nicht die Schnellsten, sondern die mit dem höchsten Punktekonto.
Doch was tun, wenn im Frühjahr das Wetter noch recht durchwachsen ist und ein frischer Westwind die Lust an ausgedehnten Radtouren auf Sparflamme hält?
Dann wird halt umdisponiert: Statt Rennrad werden die Laufschuhe eingepackt und auf geht's zur nächsten Radtouristik. Eine Startkarte erhält man bei der Anmeldung und dann per pedes immer den roten Pfeilen nach.
Dabei fällt mir eine alte feministische Spruchweisheit ein:
Eine Frau ohne Mann
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Sollte dies zutreffen, was ist dann ein Mann ohne Fahrrad? Ein Pudel ohne Mütze? Oder gar ein Mops ohne Freischwimmerzeugnis?
Um solch gravierende Fragen zu beantworten, könnte vielleicht eine Prise Sauerstoff hilfreich sein. Davon gibt's heute mehr als genug, bei der Viersener RTF im Grenzland zwischen Mönchengladbach und den Niederlanden.
Man kann auch Pech haben - vor allem bei Samstagstouren im Dunstkreis der Großstädte - und die Strecke steht unter der Schirmherrschaft der drei großen A's ( = Autos, Ampeln, Abgase). An solchen Veranstaltungen beteiligt man sich tunlichst nur zweimal: zum ersten und letzten mal.
Doch heute ist die Welt noch in Ordnung und von den Auswüchsen der Motorisierung kaum etwas zu spüren. Nur wenige Landstraßen sind in die Strecke eingebaut, dafür umso mehr Wirtschafts- und Radwanderwege, vorbei an gelben Rapsfeldern, grünen Wiesen und rauschenden Wäldern.
Im zünftigen Radfahrerdress macht die Sache gleich doppelt soviel Spaß, weil man dann unterwegs von zahlreichen "Toureros" angesprochen wird. Hier ein paar Kostproben:
So kommt zumindest keine Langeweile auf.
Zwischendurch wird auch die vorgesehene Kontrollstelle angelaufen, die ich allerdings - entgegen meiner Ankündigung - nicht mit einem entwendeten Stahlross verlasse, sondern mit einem Kontrollstempel und frisch aufgefüllten Flüssigkeitsdepots.
Auf den letzten km sind sogar noch einige Überholmanöver angesagt: Ein mit Gummi und Kleber hantierender Plattmann muss sich den Ratschlag gefallen lassen: "Beim Laufen wäre das nicht passiert..."
Zwei erschöpfte Schlappis, die sich am Wegesrand einen Glimmstengel in die Lunge ziehen, werden aufgefordert, es doch mal mit Training als Ersatzdroge zu probieren. Und eine Ampel vor Schluss gelingt es mir sogar, einem ganzen Pulk die Fersen zu zeigen: "Was ist los mit euch? Seid ihr schon so kapott, dass ihr euch vom Fußvolk überholen lasst?"
Schade, dass das Ziel schon in Sicht ist. Die Zeit verging wie im Fluge; ein echter Erlebnismarathon ohne Digitaluhr und Bestzeitgeknüppel.
Zum Abschluss gibt's Kaffee und Kuchen zu Fämily-Preisen und in gemütlicher Runde "vill zo verzälle".