Zwischen Kunst und Chaos
Firenze Marathon
Die Azurri jubelten zu früh beim fulminanten Finish des 18.Firenze Marathon am 25 NOV 2001. Soeben hatte einer ihrer Landsleute in Siegerpose die Ziellinie auf der Piazza San Croce überquert, dicht gefolgt von einem kenianischen Trio, sowie 2642 Finishern, darunter auch der Autor.
Die meisten von ihnen hatten exakt 42,195 km zurückgelegt, auf einem sternförmigen Kurs durch die großartige Kulisse der Kunststadt am Arno, nicht jedoch der vermeintliche Sieger. Am Anfang des Rennens hatte er sich wohl übernommen, war desorientiert von der Strecke abgekommen, dann von seinem Trainer per Auto aufgelesen und bei km 37 unauffällig im Rücken des führenden Kenianers wieder eingefügt.
"Al fresco" wie eine frisch restaurierte Freske konnte er anschließend dem echten Sieger Too Kirwa Daniel (2:10:38 h) noch die Hacken zeigen, aber keinen Lorbeer ernten, denn er wurde prompt disqualifiziert.
Als Ausgleich gab es wenigstens bei den Frauen echten Grund für patriotischen Jubel, denn es siegte eine Italienerin in den Farben Grün-Weiß-Rot in 2:32:26 h.
Wer im nächsten Jahr teilnehmen möchte – angeboten wird auch Halbmarathon und 10-km-Fitwalking – sollte neben ein paar Tagen Resturlaub auch eine gehörige Portion Geduld aufbringen, denn die Organisation ist ein wenig schwerfällig. Und auch das ständige Hupkonzert von verhinderten Autofahrern ist auf die Dauer lästig und nervtötend.
Dafür wird man mit phantastischen Eindrücken belohnt, vorbei am Pallazzo Vechio (Rathaus), Dom, Uffizien und der Ponte Vecchio.
Wer am Montag nach dem Marathon noch die Kraft verspürt, den schiefen Turm von Pisa zu besteigen (80 km von Florenz entfernt), nur Mut. Der Turm ist mittlerweile stabilisiert und wieder für das Publikum geöffnet, nur am Wochende gibt es lange Warteschlangen.
Als Alternative empfehlen wir auf der Rückfahrt einen Zwischenstopp in Bologna, auch die Rote genannt („la rossa“) und das nicht nur wegen ihrer warmen Ziegeltonfassaden. In Bologna gibt es sogar 2 schiefe Türme, davon einer größer, als der in Pisa und jederzeit zu Fuß zu besichtigen. Außerdem fühlt man sich in Bologna wohler. Es wimmelt nicht so von Touristen und man hat nicht das Gefühl als kleines Würstchen von kolossaler Monumentalarchitektur erschlagen zu werden.
Danach bieten sich noch einige Tage Badekur an, um den Akku wieder aufzuladen, denn Ende November ist es in Norditalien meist sonnig und überwiegend trocken, aber schon winterlich kühl und es wird früh dunkel. Da ist ein gemütliches Kurhotel mit Schwitzgrotte, Thermalbad und guter Küche genau das Richtige, um Körper und Seele wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Am nächsten Sonntag treten wir frisch erholt die Rückreise an, über Mailand, wo wir um 21:35 h den Nachtzug erreichen. Im Prinzip könnten wir an diesem Tag (erster Sonntag im Dezember) auch in Mailand einen Marathon genießen. Start ist um 9:00 h Piazza Castello. Der Lauf führt durch die Innenstadt, welche an diesem Tag bis 17 h für den gesamten Autoverkehr gesperrt ist.
Vielleicht beim nächsten mal? Alla prossima volta!