Wir stehen an einer historischen Stätte: Der Schlossturm ist der einzige Überrest vom ehemaligen Düsseldorfer Schloss, das 1872 durch eine Feuersbrunst vernichtet wurde und nicht wieder aufgebaut wurde. Dieser schöne Platz ist für die Rheinländer das, was für die Italiener die Piazza ist: der Mittelpunkt der Stadt, wenn nicht sogar der Mittelpunkt des Universums.
Hier kann man nach Herzenslust essen und trinken, diskutieren und schwadronieren oder mit Eigenverpflegung auf der spanischen Treppe sitzen und den Sonnenuntergang genießen; und das Ganze auto- und abgasfrei. Bis 1993 befand sich an dieser Stelle eine lärmende Stadtautobahn, die mit dem Bau des Rheinufertunnels unter die Erde verbracht wurde; eine Sternstunde moderner Stadtarchitektur. Heute ist die Rheinpromenade eine der beliebtesten Flaniermeilen Düsseldorfs, die dem Wohnen in der Stadt neue Impulse gegeben hat.
Unter uns fließen nicht nur die Verkehrströme, sondern quer dazu auch ein munteres Flüsschen: der nördliche Düsselarm, der sich an dieser Stelle in den Rhein ergießt.
Vor 800 Jahren befinden sich hier nur ein paar armselige, strohgedeckte Fischerhütten. Doch dann beschließt ein gewisser Graf Adolf V. von Berg, der seinen Stammsitz in den Bergen um Wuppertal hat, sich einen Stützpunkt am Rhein zuzulegen: das Dorf an der Düssel als Zollstation und als Tor zur großen, weiten Welt. Dagegen hat der Erzbischof von Köln etwas einzuwenden, der zuvor noch besiegt werden muss. Dies gelingt 1288 in der Schlacht von Worringen, im Bündnis mit Kölner Bürger und Bauern.
Den Verlauf dieser Schlacht und die Folgen kann man nach verfolgen im Stadterhebungsmonument, dort drüben an der Josef-Wimmer-Gasse, wo der nördliche Düsselarm im Untergrund verschwindet. Es handelt sich um eine symbolisch verschlungene Bronzeplastik des Bildhauers Bert Gerresheim. Sie wird 1988 zur 700jährigen Stadtjubiläum eingeweiht und zeigt - wie ein aufgeschlagenes Buch - Szenen aus der Geschichte Düsseldorfs.
Stadteinwärts, dort wo sich das Auge der Webcam befindet, blicken wir auf ein eher unscheinbares weißes Gebäude an der Ecke Burgplatz / Marktstraße. Hier war früher die weltberühmte Düsseldorfer Gemäldesammlung des Kurfürsten Jan Wellem untergebracht, von der so gut wie nichts übrig geblieben ist. Denn 1805 wurden die Gemälde bei Nacht und Nebel gen München weggeschafft und können heute in der alten Pinakothek bewundert werden. Die ehemaligen pfälzisch-bayrischen Herrscher von Düsseldorf haben sie dorthin verlagern lassen, bevor sie ihre rheinländischen Besitzungen an Napoleon verscherbelten, um dafür vom Franzosenkaiser zu Königen von Bayern ernannt zu werden. Übrig geblieben sind nur noch 2 Rubensschinken, die so groß waren, dass sie nur schlecht transportiert werden konnten. Sie hängen heute im Düsseldorfer Museum Kunstpalast.
Vor uns im Norden der schiefe Turm der altehrwürdigen Lambertus-Kirche. Zahlreiche Legenden umranken dieses Wahrzeichen der Stadt. Wer ist schuld an der Misere: die Rache des Baumeisters oder gar der wütende Würgegriff des Teufels ? Nein, schlicht und einfach die verzogenen Holzbalken des Dachstuhls, der nach dem letzten Brand erneuert werden musste. Innen drin gibt es, wie in den meisten Kirchen, viele wertvolle Sachen zu besichtigen, die aber nicht immer auf ehrliche Weise erworben sind, so z.B. die Gebeine des Stadtpatrons, des Heiligen St.Apollinarius. Am Ende des 14.Jahrhunderts werden diese von Herzog Wilhelm auf einem seiner zahlreichen Raubzüge in der Gegend von Remagen von braven Mönchen entwendet und ermöglichen es Düsseldorf, in der Folgezeit zu einem begehrten Wallfahrtsort aufzusteigen. Herbergen, Gaststätten und Souvenir-Verkäufer verdienen nicht schlecht und zeitweise gibt es bis zu 20 Altäre in der Kirche, an denen den Pilgern gegen klingende Münze die Messe gelesen wird.