Auf historischem Kurs
Malta-Marathon

Der Winter ist für den Ausdauersportler eine gefürchtete Jahreszeit: Schnee, Dunkelheit und Eisregen hindern ihn am regelmäßigen Training. Und geselliges Zusammenhocken bei kalorienreicher Kost lässt die Fettpolster an- und die Kondition abschmelzen.

Wer es trotzdem schafft, einigermaßen fit durch die schwere Jahreszeit zu kommen, hat sich ein paar vorgezogene Frühlingstage verdient, z.B. beim Malta-Marathon, der stets Ende Februar stattfindet.

Die Wetterbedingungen sind um diese Zeit meist ideal: Viel Sonne, aber zart und verträglich und eine leichte, angenehme Brise bei Temperaturen um 15 Grad.

Gestartet wird am Stadtrand von Mdina, der alten Hauptstadt, die auf einem Hügel mitten auf der Insel thront. Die ruhigen, fast ausgestorbenen Straßen, von hohen Mauern umschlossen, wirken wie ein Dornröschenschloss, in dem das Leben stillgestanden hat.

Gut 200 Marathonis machen sich um 8:00 Uhr auf die Strecke, gefolgt von über 400 Halbmarathonis, die 2 Stunden später losgelassen werden. Ab 11 Uhr werden sich die Blöcke vermischen, was die letzten Kilometer angenehm auflockert.

Blick auf La ValettaGelaufen wird quer durch 5.000 Jahre in Stein gehauene europäische Geschichte. Die Insel ist eine Felsenfestung. Sie widerstand zuletzt im 16ten Jahrhundert dem Ansturm einer gewaltigen Türkenarmada. Nach dem blutigen Zurückschlagen der Türken saß das Kriegstrauma so tief, dass man über Jahrhunderte hinweg sämtliche Mittel in den Festungsbau steckte.

Die Bevölkerung hatte das ewige Schuften für die Rüstung schließlich so leid, dass Napoleon 1798 die Insel ohne einen einzigen Kanonenschuss erobern konnte. Als er mit seiner Flotte anlegte, angeblich um die Wasservorräte aufzufüllen, lief die Bevölkerung von Malta mit fliegenden Fahnen zu ihm über und die alten Herren vom Malteserorden mussten sich bei Nacht und Nebel wie begossene Katzen davonschleichen.

Doch nach kurzer Zeit spürten die Malteser, dass es mit den Idealen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit nicht weit her war. Denn man war nicht dem Fackelträger, sondern dem Sargträger der Französischen Revolution aufgesessen. Und so wechselte man bei nächst bester Gelegenheit zu den Engländern über.

Seitdem ist Englisch die Amtssprache (seit der Unabhängigkeit 1964 gleichberechtigt neben Maltesisch). Heute ist die Wahrscheinlichkeit auf den Straßen Maltas einen englisch sprechenden Passanten anzutreffen genauso hoch wie in London; ein Phänomen, was im gesamten Mittelmeerraum ungewöhnlich ist, denn ansonsten wird Englisch immer nur von den Berufsgruppen gesprochen, die einem das Geld aus der Tasche ziehen wollen: Animateure, Hoteliers und die Kaste der Händler und Krämer.

Man kann daher den Aufenthalt in Malta sehr gut mit Bildungsurlaub verknüpfen und dabei seine Englisch-Kenntnisse spielerisch auffrischen. Schließlich braucht auch der Geist gelegentlich ein paar Trainingseinheiten. Eine Woche Sprachkurs à 20 Std. kostet bei INLINGUA ca. 150 €.

Und gut trainiert ist die Rückkehr besser zu verkraften: Wenn der Flieger durch die graue Wolkendecke von Düsseldorf stößt und eiskalter Nieselregen auf der Gangway dem Reisenden klarmacht, dass in nördlichen Breitengraden noch der Winter die Pantoffeln anhat.