Die weitere Entwicklung

La liberté guidant la peuple Johann Christian Fabricius, ein Kopenhagener Professor, kommt 1786 in Kiel bei einer kritischen Würdigung des Kolonisationswerkes zu dem Fazit, dass das Projekt nicht ganz unnütz gewesen sei:

 "die meisten Stellen seien noch besetzt, allerdings mit Einheimischen. (...) Die Kolonisten (...) hätten für sie die Heide aufgebrochen, das hätte man aber viel einfacher und billiger haben können." 

"Es komme eben nicht alleine darauf an, die Bevölkerung zu vermehren, man müsse den Siedlern „eine wahre Liebe fürs Vaterland und ein inneres Gefühl ihres eigenen Wertes“ geben.
Nötig sei die vollkommene bürgerliche Freiheit."

In den letzten Sätzen spürt man deutlich den Atem der Französischen Revolution, jenes Fanal von 1789, das die Völker und Herrscherhäuser in ganz Europa aufgerüttelt hat.

Die Sonderstellung, die die Kolonien in den Gründerjahren innehaben, schmilzt im 19. Jahrhundert mehr und mehr dahin. Wirtschaftlich wie sozial gesehen gehen sie im Gesamtgefüge des Herzogtums Schleswig auf.

Dies gilt insbesondere nach Aufhebung der Erbfeste in den Jahren von 1859-1867. Dadurch werden die Kolonisten Eigentümer ihrer bewirtschafteten Ländereien und sind den einheimischen Bauern gleichgestellt.

Von großer Bedeutung für beide Gruppen sind auch die landwirtschaftlichen Reformen im dänischen Staat. Zu nennen wäre die Aufhebung der Leibeigenschaft 1805 und die in verschiedenen Stufen durchgeführte Aufteilung der Flurgemeinschaft (in Kropp: 1780, 1802-05 und 1841-42).

Bei dieser Verkoppelung, die feste Besitzverhältnisse zum Ziel hat und den Kolonisten mehr Grünland bringt, sollen Kräfte freigelegt werden für mehr Eigeninitiative und Steigerung der Produktivität.

Der davon erwartete wirtschaftliche Aufschwung lässt aber noch Jahrzehnte auf sich warten. Für die extensive Wirtschaftsweise der damaligen Zeit sind viele Höfe einfach zu klein. Sie können im Konkurrenzkampf nicht standhalten und werden von den Großen aufgekauft. Allgemeine Wirtschaftskrisen beschleunigen diesen Prozess, wie z.B. der dänische Staatsbankrott (1813) im Zuge der von Napoleon verhängten Kontinentalsperre.

Dabei ist die Frage der Staatszugehörigkeit für die Situation der kleinen Leute zunächst von untergeordneter Bedeutung.

Die Hauptstadtfrage: Berlin, Kopenhagen oder Frankfurt?

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts ändert sich diese Einstellung. Das Vorbild der Französischen Revolution wirkt in ganz Europa: Überall wird der Wunsch nach Beseitigung des Absolutismus laut.

Untrennbar verbunden mit den Forderungen nach bürgerlichen Freiheiten ist das zunehmende Bewusstsein, einer Nation anzugehören, die sich von anderen Nationen deutlich unterscheidet, z.B. durch die Sprache. Dieses erwachende Nationalgefühl muss zwangsläufig im dänischen „Gesamtstaat“ zu Konflikten führen.

Revolution in Kiel

Und so kommt es 1848 - als alle europäischen Herrscherhäuser ihren demonstrierenden Untertanen nachgeben müssen - in Kiel zu einer Provisorischen Regierung, die den Anschluss vorbereiten soll an das zu gründende Deutsche Reich mit Frankfurt als Hauptstadt.

Die Provisorische Regierung kann nur dann Erfolg haben, wenn es der Revolution gelingt das Heft des Handelns an sich zu reißen und ein sofortiger militärischer Gegenschlag ausgeschlossen bleibt. Das heißt, die Festung Rendsburg, die eine militärische Schlüsselposition darstellt, muss im gleichen Atemzug genommen werden, als die Dinge in Kiel ihren Lauf nehmen.

Einnahme der Festung Rendsburg

Die Einnahme erfolgt ohne Blutvergießen durch Nutzung eines neuen Verkehrsmittels: der Eisenbahn. Mit einem fahrplanmäßigen Zug fahren die Aufständischen von Kiel über Neumünster nach Rendsburg, direkt in die Festung und überrumpeln die ahnungslose dänische Besatzung.

Nach anfänglichen militärischen Erfolgen kommt es am 24/25.Juli 1850 bei Idstedt zur Entscheidungsschlacht zwischen 38.500 Dänen und 27.000 Schleswig-Holsteinern. Die Schlacht geht verloren und die Revolution scheitert, wie auch im übrigen Deutschland.

14 Jahre später kommt es zu einem erneuten Gemetzel. In diesem Fall sind es jedoch keine begeisterten Freiwilligen, die die schwarz-rot-goldene Fahne mit sich führen, sondern reguläre preußische und habsburgische Armeen, die gegen Dänemark zu Felde ziehen. Sie sorgen dafür, dass die Herzogtümer Schleswig und Holstein zu einer preußischen Provinz werden.

Die Hauptstadtfrage ist damit für die nächsten 8 Jahrzehnte zugunsten von Berlin entschieden. Das Land wird mit preußischen Beamten, Soldaten und Paragraphen überzogen. Vielen Patrioten wird erst jetzt klar, dass nationale Selbstbestimmung und preußischer Militarismus nicht das Gleiche sind.

Das tägliche Brot

Für die arbeitenden Menschen ist das tägliche Brot ohnehin wichtiger als die machtpolitischen Schachzüge der Politiker.

Erst durch den Einsatz von Kunstdünger und den damit verbundenen Ertragssteigerungen verbessern sich die Lebensbedingungen auf dem Lande.

1839: Liebig führt die künstliche Düngung ein

Von Bedeutung ist hiermit die Entdeckung des kalkhaltigen Mergels als Bodenverbesserer und die schrittweise Einführung ab 1835. Der entscheidende Durchbruch beginnt jedoch erst gegen Ende des 19.Jahrhunderts mit industriemäßig gewonnenen Präparaten, wie Kalk, Kainit und Phosphat.

Weitere Stationen: 

Johann Jürgen Reble (* 1835 in Friedrichsanbau), verheiratet 1855 in Kropp mit Wiebke Kruse (*1831 in Norby)

Andacht in Kropp

Links:Das älteste Foto im Familienalbum; ein Papierabzug (ca. 10 x 10 cm, kein Datum, in typischem Braunton mit der rückseitigen Inschrift: "Albert Stade, Photograph, Kropp (Schleswig)".

Es soll  Johann Jürgen und Wiebke darstellen, in festlicher Kleidung, mit Bibeln oder Gesangbüchern in den Händen. Ausgehend vom geschätzten Alter des Paares müsste das Foto aber zwischen 1860 and 1870 aufgenommen worden sein. Nur zu dieser Zeit gab es noch keine Papierabzüge. Diese Technik wurde erst 1871 erfunden und benötigte einige Jahre, um sich auszubreiten. Wahrscheinlich zeigt das Foto den Sohn Johann Reble und die Schwiegertochter Catharina Kruse bei ihrer Heirat 1882.Haus in Kropp 'In de Kniep'

 

Johann Jürgen Reble

wird 1872 Parzelist in Kropp (Hufenausbau)

Das Haus "In de Kniep" (rechtes Foto) im Zentrum von Kropp existiert nicht mehr, da abgerissen in den 1990iger Jahren für den Bau von Geschäftshäusern.

3 Kinder : Hinrich, Johann und Peter

Hinrich Reble




1. Hinrich (*1854) wird Gutsverwalter auf der Kropper Diakonissenanstalt, s. Foto mit Horn (Sousaphon).

Hinrichs ältester Sohn Hans Peter wandert um 1906 nach Kanada aus. Der zweite Sohn Johann Hinrich (John) folgt mit seiner Frau Gertrud 1909 nach und wird Landesbischof in Kanada; Einzelheiten, s. Liste der Nachkommen.

 2. Johann (1856-1934) heiratet 1882 Catharina Kruse (1854-1945) und erwirbt im gleichen Jahr einen Besitz in Alt-Bennebek (Sprillbek).

Das untere Foto zeigt die Beiden auf dem Altenteil.

Johann und Catharina auf dem Altenteil








Sechs Kinder,
hier zusammen
auf der Silberhochzeit ihrer Eltern;
von links nach rechts:Reble Silberhochzeit 1907

1.Catharine, 1887-1954, verheiratet Philippson
2.Christine (Stine), 1896-1972, hat ein Kind von einem Russischen Kriegsgefangenen, der nach 1918 in seine Heimat zurückkehrt. Der Sohn wird später auf tragische Weise in Russland beerdigt wie sein Vater: als Soldat im zweiten Weltkrieg.
3.Johann Peter, 1885-1953, emigriert 1909 zusammen mit seinem Vetter "John" nach Nordamerika. Einzelheiten, s.  Liste der Nachkommen
4.Heinrich, geht nach Hamburg
5.Jürgen Hinrich, 1890-1930, (siehe unten)
6.Wiebke, verheiratet Greve

Jürgen Reble und Elise Lass 1919
Der zweitälteste Sohn Jürgen Hinrich Reble (1890-1930)
übernimmt den Hof.

Er ist seit 1919 verheiratet mit Elise Lass (1899-1980)
aus Alt-Duvenstedt.

2 Kinder: Heinrich (= Vater des Autors) und Katharine.

Durch die Krankheit und den frühen Tod von Jürgen Reble gerät der Hof in finanzielle Schwierigkeiten und muss in der Weltwirtschaftskrise 1930 verkauft werden; Ende der Landwirtschaft und Ende dieses Kapitels.

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Wie gewonnen, so zeronnen: Geschichte der Familien Rönsch-Baumann